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Autorengruppe ZwanzigZehn

»Was‘n das?«
Ein Finger von Winnetous mit Druckerschwärze überzogener Hand tippte auf eine Stelle in meinem Buch. Wo vorher aneinandergereihte Buchstaben einen der großartigsten Sätze der Weltliteratur bildeten, wie ich fand, klaffte jetzt ein Schwarzes Loch, das drohte, auch den Rest des Textes auf dieser Seite zu verschlingen.
»Times Roman, was Langweiligeres ist dir wohl nicht eingefallen? Und hier! Hurenjunge, Hurenjunge!« Um unseren Tisch hatte sich mittlerweile der Rest der Bevölkerung von Pavels Kneipe geschart. Jetzt hatte Winnetou das Publikum, das er suchte. »Du hast es tatsächlich geschafft ein Hurenkind auf einen Schusterjungen folgen zu lassen und quasi einen Hurenjungen geschaffen.« Er warf sein schulterlanges, graues Haar, das Kurt den indianischen Spitznamen eingebracht hatte, hin- und her. »Schusterjungen sitzen im Keller und Hurenkinder lungern oben auf der Straße rum. Merk‘s dir!« Ich hatte davon gehört, dass Absätze nicht auf der letzten Zeile einer Seite beginnen oder auf der ersten Zeile enden durften, aber es schlichtweg nicht beachtet. Dann knallte seine flache Hand auf den Eichentisch und alle Untersetzer, die nicht mit Biergläsern oder Gerippten beschwert waren, tanzten beschwingt auf der Tischplatte umher. »Und was ist mit dem Bundsteg?« Ich entriss Winnetou das Buch. Tatsächlich musste ich die Seiten gefährlich weit auseinanderzerren, um den Text auf den Innenseiten lesen zu können. Sofort packte ich verschämt den Knüppel ein, mit dem ich Prügel bezogen hatte und rauschte aus der Kneipe. Das Letzte, was ich noch hören konnte, war Winnetous Siegesgebrüll. »Und pass‘ auf die Seitennummerierung auf, wenn du alles änderst.«